Vinfast startet Verkauf seines 12.000-Euro-Elektroautos in Vietnam
VF 3 ist als eine Art Volkswagen von Vietnamesen für Vietnamesen gedacht
Haiphong, 1. August 2024. „Vinfast“ hat die erste Charge seines neuen Billig-Elektroautos „VF 3“ in Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt (HCM) begonnen. Bis Ende 2024 will der vietnamesische Autohersteller aus Haiphong insgesamt 20.000 dieser Klein-Stromer für den Binnenmarkt liefern.
Als „Auto von Vietnamesen für Vietnamesen“ soll der Mini-SUV zu Startpreisen ab 322 Millionen Dong zu haben sein. Das entspricht umgerechnet weniger als 12.000 Euro. Zur Einordnung: In Europa hat sich VW bisher trotz vieler Ankündigungen nicht mal imstande gezeigt, ein Einsteiger-Elektroauto auch nur zum doppelten Preis anzubieten.
Ohne Batterie sinkt Einstiegspreis auf 8800 Euro
Übrigens: Wer den VF 3 in Vietnam ohne Akku kauft, also dann später für einen Miet-Akkumulator bezahlt, kommt sogar auf einen Einstiegspreis von 240 Millionen Dong (8800 Euro). Allzuviel Reichweite, Raum und Glamour sollten die Käufer für den Preis allerdings nicht erwarten: Laut Vinfast kommt der Akku im Gespann mit einem 30-Kilowatt-Motor (41 PS) auf maximal 210 Kilometer Reichweite. In seiner Form erinnert der Mini-Stromer an einen Fiat Panda. Der Zweitürer ist für vier Leute ausgelegt, 3,2 Meter lang und jeweils rund 1,70 Meter hoch und breit. Auch gibt es die Standardausführung nur vier Basis-Farben. Angesichts unserer Beobachtungen an bisherigen Vinfast-Autos ist zudem wohl auch damit zu rechnen, dass die Verarbeitungsqualität sich mutmaßlich in Grenzen halten wird.
Ambitionierte Autoindustrie lahmt bisher noch
Hintergrund: Der Milliardär Phạm Nhật Vượng hatte Vinfast 2017 als ersten vollständig vietnamesischen Autohersteller gegründet. Die erste Verbrenner-Modelle entstanden mit Hilfe von BMW und italienischen Designern. Dann schwenkte Vinfast rasch auf Elektroautos um. Der erhoffte internationale Erfolg blieb bisher jedoch weitgehend aus – und auch im Inland hat Vinfast mit der Skepsis der Vietnamesen über eigene Produkte zu kämpfen. Da die weltweite Expansion weiter lahmt, ist der VF3 nun ein Versuch, auf dem Heimatmarkt mit Kampfpreisen eine Art vietnamesischen Volkswagen zu etablieren. Die kleinen Abmessungen müssen dabei nicht unbedingt ein Nachteil sein, da Parkplätze in den Großstädten rar und der Mopedverkehr extrem dicht ist. Für die Durchschnittsgrößen der meisten vietnamesischen Familien dürfte der VF 3 allerdings zu wenig Sitze bieten. Zudem neigen Familien, die in Vietnam finanziell so aufgestiegen sind, dass sie sich ein Auto leisten können, eher dazu, eher japanische, südkoreanische oder deutsche Marken zu kaufen.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Vinfast, Wikipedia, eigene Vor-Ort-Beobachtungen und Stichproben-Umfragen