Milliardär Pham übernimmt persönlich die Führung bei Vietnams Autobauer Vinfast

Milliardär Pham übernimmt persönlich die Führung bei Vietnams Autobauer Vinfast

Januar 6, 2024 Aus Von Heiko
Pham Nhat Vuong. Foto: Vingroup

Pham Nhat Vuong. Foto: Vingroup

Konzerntochter blieb bisher unter den hochgesteckten Erwartungen

Haiphong, 6. Januar 2023. Der vietnamesische Milliardär und Vingroup-Gründer Pham Nhat Vuong will ab sofort persönlich seine bisher nur mäßig erfolgreiche Autotochter „Vinfast“ leiten. Das geht aus einer Mitteilung des Mutterkonzerns Vingroup hervor. Er hat die bisherige Geschäftsführerin Le Thi Thu Thuy abgelöst und in den Vorstand geschickt.

Der bisherige Vorstandsvorsitzende ist damit nun selbst Geschäftsführer von Vinfast. „Herr Pham wird nun die Geschäfte von VinFast direkt beaufsichtigen, einschließlich weltweiter Produktion, Vertrieb und Marketing“, heißt es in der Mitteilung.

In Vietnam ist Vinfast schon einigermaßen in der Fläche vertreten, doch der nationale Markt dürfte für das ambitionierte Projekt nicht reichen. International sind die Stromer der Vietnamesen aber kaum irgendwo zu finden. Foto: Heiko Weckbrodt

In Vietnam ist Vinfast schon einigermaßen in der Fläche vertreten, doch der nationale Markt dürfte für das ambitionierte Projekt nicht reichen. International sind die Stromer der Vietnamesen aber kaum irgendwo zu finden. Foto: Heiko Weckbrodt

Bisher blieben Export-Erfolge im Westen eher mau

Pham Nhat Vuong hatte Vinfast 2017 als ersten vollständig vietnamesischen Autohersteller gegründet. Für das Prestigeprojekt entwarfen deutsche Ingenieure und italienische Designer die ersten Fahrzeug-Modelle, für deren Produktion Vinfast eigens eine große Fabrik im nordvietnamesischen Haiphong baute. Nach den ersten Verbrennern schwenkte das Unternehmen rasch auf Elektroautos um – auch, weil sich die Vietnamesen damit rasche Exporterfolge in den USA und Europa erhofften. Bisher gelang es jedoch Vinfast nicht, nennenswerte Stückzahlen auf den Westmärkten abzusetzen. In Deutschland beispielsweise hat es Vinfast bisher noch nicht mal in die Top 50 der Neuzulassungen laut Kraftfahrzeug-Bundesamt (KBA) geschafft. Zudem begegnen auch viele Vietnamesen den Autos aus dem eigenen Lande mit Skepsis – ganz abgesehen davon, dass sich die meisten gar kein Auto leisten können und lieber Moped fahren.

Der Elektro-Kleinwagen VF 3. Foto: Vinfast

Der geplante Elektro-Kleinwagen VF 3. Foto: Vinfast

Bereits Kapital aus Privatvermögen nachgeschossen

Angesichts dieser Probleme schoss Gründer Pham Nhat Vuong dem Tochterunternehmen erst kürzlich Milliardenbeträge aus seinem Privatvermögen nach. Auch will sich das Unternehmen durch einen Börsengang neues Kapital beschaffen. Zudem kündigte Vinfast einen billigen Kleinwagen für den Binnenmarkt an – ein Volkswagen von Vietnamesen für Vietnamesen gewissermaßen. Offensichtlich ist der 55-jährige Konzernchef Pham aber immer noch nicht zufrieden mit der Entwicklung seines Prestige-Vorhabens und übernimmt wohl nun daher die operative Leitung der Konzerntochter. Offiziell heißt es dazu allerdings euphemistisch: „Nach dem robusten Wachstum und den bedeutenden Geschäftserfolgen von Vinfast in den letzten Jahren, die im erfolgreichen Eintritt des Unternehmens in den nordamerikanischen Markt und der Börsennotierung in den USA gipfelten, kam der Vorstand zu dem Schluss, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, die Führung des Unternehmens auszubauen, während es in die nächste Phase seiner Entwicklung eintritt.“

Vom Nudelverkäufer zum Milliardär

Erfahrungen als erfolgreicher Geschäftsmann hat Pham zweifelsohne: Der 1968 in Hanoi geborene Vietnamese stammt aus eher ärmlichen Verhältnissen. Er studierte in Russland, wurde Wirt in der Ukraine und arbeitete sich danach binnen weniger Jahre vom Nudel-Verkäufer zum Milliardär hoch. Er schmiedete nach und nach die Vingroup, die heute als größter vietnamesischer Mischkonzern gilt. Die Gruppe hat unter anderem Vergnügungsparks, betreibt Hotels und Casinos, vermarktet Immobilien, betätigt sich im Finanzhandel und baut Autos, unterhält aber auch Schulen, eine Uni, Krankenhäuser und Buslinien.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Vingroup, Oiger-Archiv, Wikipedia VN, KBA