Vietnam baut Elektroauto-Fabrik in Indien
Halbe Milliarde Dollar als Startinvestition für Vinfast-Werk in Tamil Nadu angekündigt
Haiphong/Tamil Nadu, 8. Januar 2023. Nachdem Milliardär Pham Nhat Vuong die Führung von Vietnams Autobauer Vinfast persönlich übernommen hat, folgt nun sein nächster Paukenschlag: Er will im südinischen Bundesstaates Tamil Nadu eine neue Elektroauto-Fabrik bauen. Das sieht eine Absichtserklärung zwischen Vinfast und der Regionalregierung von Tamil Nadu vor, über die die Konzernmutter Vingroup berichtet hat.
Vietnamesischer Autobauer hofft auf Wachstumsmarkt Indien
„Der Plan zur Expansion nach Indien zielt darauf ab, Wachstumschancen im bevölkerungsreichsten Land der Welt und im schnell wachsenden Markt für Elektrofahrzeuge zu nutzen“, heißt es von Vinfast. „Diese Initiative ist ein entscheidender Teil der Strategie von Vinfast, eine starke Präsenz in Schlüsselmärkten aufzubauen und seine Lieferkette für die globale Expansion zu stärken.“
Über 3000 Jobs versprochen
Als Mindestinvestition avisieren die Vietnamesen eine halbe Milliarde Dollar. Beide Partner wollen aber versuchen, die für das Projekt gemeinsam zwei Milliarden Dollar aufzutreiben. Entstehen sollen dadurch 3000 bis 3500 Jobs in Indien. Die Fabrik soll bis zu 150.000 Elektroautos pro Jahr herstellen – vor allem für den indischen Markt. Baubeginn soll noch in diesem Jahr sind.
Inder bemühen sich schon länger um ausländische Tech-Ansiedlungen
Bereits seit geraumer Zeit bemüht sich Indien verstärkt um die ausländische Direktinvestitionen, um neue Technologie-Industrien im Land oder vorhandene Branchen zu stärken. So will das bevölkerungsreichste Land der Welt unter anderem zu einem wichtigen Mikroelektronik-Standort aufsteigen. Und für die bisher eher auf den Binnenmarkt orientierte indische Fahrzeugindustrie könnte das Vinfast-Engagement neue Impulse mit sich bringen.
Zudem wollen die Inder auch etwas gegen den Smog in ihren Städten tun und mehr daher die Elektromobilität im Lande fördern. „Unternehmen, die Elektrofahrzeuge herstellen, sind nicht nur wichtige Wirtschaftsmotoren, sondern auch starke Beschleuniger der grünen Vision des Staates“, erklärte Industrieminister Thallikotai Raju Balu Rajaa aus Tamil Nadu.
Neuland für die Vingroup
Für die Vietnamesen wiederum ist dieses ehrgeizige Projekt ebenfalls Neuland: Bisher hat Haiphong nur eine einzige Auto-Großfabrik im nordvietnamesischen Haiphong. Abzuwarten bleibt allerdings, wie das Unternehmen die Kapitalkosten für eine zweite Fabrik überhaupt decken will: Die Westexport-Erwartungen haben sich für die noch junge Elektroauto-Schmiede aus Vietnam bisher nicht erfüllt. Erst vor kurzem musste Konzernchef Pham Nhat Vuong noch einmal Milliarden aus seiner Privatschatulle an die Vingroup-Tochter nachschießen, die zudem durch einen Börsengang in Amerika Geld für die weiteren Expansionspläne einzusammeln versucht.
Größere Serien und neue Absatzchancen locken
Angesichts der bisher eher mauen kommerziellen Entwicklung hat das Unternehmen auch einige weitere Kurskorrekturen vorgenommen. So entwickelt Vinfast derzeit einen elektrischen Billig-Kleinwagen für den Binnenmarkt. Außerdem hat Konzernchef Pham Nhat Vuong erst vor wenigen Tagen die bisherige Vinfast-Chefin abgelöst und persönlich das Ruder in der Konzerntochter übernommen. Die Expansion nach Indien – wenn sie denn klappt – dürfte zwei Ziele verfolgen: Vinfast könnte durch eine zweite Fabrik größere Serien erreichen und die Stückkosten senken oder ein breiteres Stromer-Portefeuille abdecken. Anderseits gilt Indien mit seiner wachsenden Bevölkerung und Wirtschaft als lukrativer Wachstumsmarkt.
Die geplante Fabrik wäre die bisher größte Einzelinvestition eines ausländischen Unternehmens in Tamil Nadu. Die Regionalregierung hat sich laut Vinfast daher bereit erklärt, dafür „gerodetes Land für die Produktionsanlagen, eine unterbrechungsfreie Stromversorgung und andere Infrastrukturunterstützung” bereitzustellen. Vinfast machte keine konkreten Angaben darüber, wie es die Investitionsausgaben decken will und in welchem Maße Tamil Nadu direkte staatliche Subventionen versprochen hat.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Vinfast, Oiger-Archiv