Vinfast will mit Mini-Stromer VF 3 ein Nationalauto für Vietnam etablieren
Weil internationale Expansion schwächelt, setzt Vietnams Autohersteller Nr. 1 nun doch mehr auf den Binnenmarkt
Hanoi/Haiphong, 9. Juni 2023. Während sich die internationale Expansion bisher eher zähe anlässt, versucht es der noch junge vietnamesische Autohersteller „Vinfast“ nun mit einem Ministromer für den Binnenmarkt: Mit dem „VF 3“ hat das Unternehmen nun in der Hauptstadt Hanoi einen elektrischen Kleinwagen vorgestellt, der „das neue ,Nationalfahrzeug’ für das vietnamesische Volk werden“ soll. Das geht aus einer Vinfast-Mitteilung hervor.
Konzern will Preis und Reichweite noch nicht verraten
Der 3,1 Meter kurze Mini soll für fünf Insassen inklusive Fahrer ausgelegt sein. Preise, Reichweite und andere technische Details hat Vinfast noch nicht verraten. Die Rede war nur von „einer beeindruckenden Reichweite, die den Bedürfnissen und täglichen Nutzungsgewohnheiten der meisten vietnamesischen Fahrer gerecht wird“ und „einem erschwinglichen Preis für Massenattraktivität“. Das Unternehmen verfolgt ambitionierte Pläne mit dem Einstieg in die Kleinstwagen-Klasse: Der VF 3 werde „dazu beitragen, die Autoträume von Millionen Familien zu erfüllen, gleichzeitig den Lebensstandard zu verbessern und als starker Katalysator für die weit verbreitete Einführung von Elektroautos in Vietnam zu dienen“, hieß es von Vinfast.
Vinfast ist für Vietnam ein besonderes Vorzeige-Unternehmen – ein Scheitern wäre eine nationale Blamage
Hintergrund: Der Milliardär und Vingroup-Konzernchef Phạm Nhật Vượng gründete 2017 mit Vinfast den ersten originär vietnamesischen Autohersteller. Er wollte damit seinem Mischkonzern ein ganz neues, internationales Geschäftsfeld erschließen und zugleiche Impulse für die gesamte Industrie des Landes auslösen. Beim Bau der ersten und bisher einzigen Fabrik in Haiphong im Nordosten des Landes sowie beim Entwurf der ersten Autos bekam der Betrieb zunächst Unterstützung von BMW und vom italienischen Designer „Pininfarina“. Waren die ersten Modelle noch Verbrenner, schwenkte Vinfast dann recht rasch auf Elektro-Stadtgeländewagen (SUVs) und andere Stromer um. Da dem Konzernchef aber der – stark von Mopeds dominierte – vietnamesische Binnenmarkt doch zu klein erschien, um einen vollwertigen Autohersteller auszulasten, setzte Vinfast auch beizeiten auf eine internationale Expansion. Die Auslieferungen in den USA und in Europa blieben bislang aber weit hinter den Erwartungen zurück. Phạm Nhật Vượng musste zuletzt bereits hohe Beträge aus seinem Privatvermögen nachschießen, um Vinfast am Laufen zu halten. Denn: Vinfast ist für Vietnam nicht irgendein Unternehmen – ein Scheitern wäre für das aufstrebende Schwellenland eine nationale Blamage.
Kurskorrektur gen Binnemarkt
Zwar hatte das Unternehmen von Anfang an eine breite Modellpalette angekündigt. Aber der nun vorgestellte E-Kleinstwagen ist doch ein Stück weit als Kurskorrektur, da die Hoffnung hier sichtlich darauf liegt, doch noch innerhalb Vietnams einen Massenmarkt zu erschließen. Das dürfte aber sicher nicht zuletzt davon abhängen, zu welchem Preis Vinfast den innen wohl eher spartanisch ausgestatteten Mini-Stromer verkaufen wird. Zur Einordnung: Das Einschnittseinkommen in Vietnam liegt derzeit etwas über 310 Euro – wobei in der Praxis viele Familien mit etwa halb so viel Geld im Monat auskommen müssen. Da wären selbst knapp 20.000 Euro für ein Einstiegs-Elektroauto, an dem VW bisher vergebens herumlaboriert, für die allermeisten Vietnamesen ein utopischer Preis – und die Neureichen kaufen sich ohnehin lieber Porsche, Mercedes und andere PS-starke Verbrenner aus Deutschland.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Vinfast, Oiger-Archiv