Vinfast baut Autofabrik in den USA

Vinfast baut Autofabrik in den USA

März 30, 2022 Aus Von Heiko
Gouverneur Roy Cooper und Vinfast-Chefin Le Thi Thu Thuy unterzeichnen in North Carolina eine Absichtserklärung ("Memorandum of understanding" = MOU), in dem die Vietnamesen den Bau einer großen Vinfast-Elektroauto-Fabrik am "Triangle Innovation Point" in Chatham County avisieren. Foto: Vinfast

Gouverneur Roy Cooper und Vinfast-Chefin Le Thi Thu Thuy haben in North Carolina eine Absichtserklärung („Memorandum of understanding“ = MOU) unterzeichnet, in der die Vietnamesen den Bau einer großen Vinfast-Elektroauto-Fabrik am „Triangle Innovation Point“ in Chatham County versprechen. Foto: Vinfast

Vietnamesen wollen zwei Milliarden Dollar in North Carolina investieren

Hanoi/Raleigh, 30. März 2022. „Vinfast“ will in North Carolina eine Elektroautofabrik bauen und dort bis zu zwei Milliarden US-Dollar investieren. Dabei sollen rund 7500 neue Arbeitsplätze in den USA entstehen. Das haben der vietnamesische Autohersteller aus Hanoi  und Gouverneur Roy Cooper heute in Raleigh bekannt gegeben. Das noch junge Unternehmen will damit stärker auf dem nordamerikanischen Markt Fuß fassen und für stabile Lieferketten sorgen. Bemerkenswert daran ist nicht zuletzt der Umstand, dass bisher Vietnam eher das Zielland für viele ausländische Investionen war, nun schrittweise aber selbst zum Großinvestor im Ausland wird.

Gouverneur freut sich über Investitionen vom ehemaligen Kriegsgegner

Gouverneur Cooper begrüßte die vietnamesischen Investitionen in seinem Bundesstaat: „North Carolina entwickelt sich schnell zum Zentrum der aufstrebenden, sauberen Energiewirtschaft unseres Landes“, betonte er. „Das transformative Projekt von Vinfast wird unserem Staat viele gute Arbeitsplätze bringen, zusammen mit einer gesünderen Umwelt, da mehr Elektrofahrzeuge auf die Straße kommen, um uns bei der Reduzierung der Treibhausgasemissionen zu helfen.“

Für den US-Bundesstaat ist die Investition eine Novum: Hier legt gewissermaßen der ehemalige Kriegsgegner den Grundstein für eine ganz neue Industriebranche in North Carolina. Es handele sich „um Norh Carolinas erstes Automobilwerk und das größte wirtschaftliche Entwicklungsprojekt in der Geschichte des Bundesstaats“, betonte der Gouverneur. Er geht davon aus, dass das Projekt von VinFast die Wirtschaft des Staates binnen 32 Jahren um mindestens 71,59 Milliarden US-Dollar wachsen lassen wird. Im Gegenzug hat Cooper den Vietnamesen auch bis zu 316,1 Millionen US-Dollar Subventionen zugesagt, wenn die ihre Gesamtinvestition in das Werk perspektivisch auf vier Milliarden Dollar aufstocken. Weitere 450 Millionen Dollar steuert der Bundesstaat indirekt durch Straßenbau, Wasserleitungen und andere Infrastrukturbauten für das Werk bei.

Konzern will durch US-Engagement auch stabilere Lieferketten aufbauen

Vinfast-Chef Le Thi Thu Thuy wiederum lobte die Amerikaner: North Carolina sei ein „idealer Standort“, um dort Elektrofahrzeuge zu entwickeln und zu bauen. „Eine Produktionsstätte direkt auf dem Markt zu haben, wird Vinfast helfen, seine Lieferkette proaktiv zu verwalten, stabile Preise aufrechtzuerhalten und die Produktlieferzeit zu verkürzen,“

Blck in die Winfast-fabrik in Haiphong, die mit deutscher Hilfe eingerichtet wurde. Foto: Vinfast

Blick in die Winfast-Fabrik in Haiphong, die mit deutscher Hilfe eingerichtet wurde. Ähnliches wollen die Vietnamesen nun selbst in den USA bauen. Foto: Vinfast

Autobau ist für vietnamesischen Konzern ein Flaggschiff-Projekt

Vinfast ist eine Tochter des 1993 gegründeten vietnamesischen Mischkonzerns „Vingroup“ und wurde 2017 in Hanoi gegründet. Dabei handelt es sich zwar um eine private Unternehmung, aber auch um ein Projekt von nationaler Bedeutung: Vinfast ist der erste eigenständige Autokonzern des Landes, der die gesamte automobile Wertschöpfungskette abdeckt. Den Aufbau einer eigenen Automobilindustrie kann man als weiteren Beleg dafür sehen, dass Vietnam nur noch in Teilen ein Entwicklungsland ist, in anderen Teilen aber schon ein Schwellenland mit viel Wachstumspotenzial. Und das zeigte sich eben auch beim Vinfast-Vorhaben: Innerhalb von knapp zwei Jahren hatten die Vietnamesen mit deutscher und italienischer Hilfe in Haiphong eine große Autofabrik hochgezogen und mehrere eigene Fahrzeugmodelle entwickelt. Neben Verbrennern hat Vinfast inzwischen auch Elektroautos im Portefeuille. Die wollen die Vietnamesen gerne auch in Europa und Amerika verkaufen – und bei dieser Markterschließung soll zweifellos auch das geplante Werk in den USA helfen.

Mit anspruchsvoll ausgerüsteten SUV-Stromern will Vietnam auch Käufer im Westen überzeugen. Das "V"-Logo steht für den Hersteller "Vinfast". Foto: Vinfast

Mit anspruchsvoll ausgerüsteten SUV-Stromern will Vietnam auch Käufer im Westen überzeugen. Das „V“-Logo steht für den Hersteller „Vinfast“. Foto: Vinfast

Fabrik soll 150.000 Stromer pro Jahr herstellen

Baustart soll noch in diesem Jahr sei, sobald die Baugenehmigung eintrifft. Im Juli 2024 will Thi Thu Thuy die Produktion starten. Herstellen soll die Fabrik bei Vollkapazität rund 150.000 Fahrzeuge pro Jahr – vor allem elektrische Stadtgeländewagen (SUVs) der Typen VF 8 und VF 9. Vinfast hat sich weiter Ausbaustufen offen gehalten. Zur Debatte steht, in dem neuen Werk auch Elektrobusse und Fahrzeug-Akkumulatoren zu produzieren.

Daheim baut die Vingroup derweil eine Akku-Gigafab auf

Derweil baut der Konzern auch in der Heimat seine Kapazitäten aus: Sein Werk in Haiphong soll bis 2026 auf eine Kapazität von 950.000 Fahrzeugen pro Jahr kommen. Selbst herstellen will Vinfast neben elektrischen Autos, Bussen, Rollern und Ladestationen künftig auch Akkus in Größenordnungen:    „Vor kurzem hat die Vingroup mit dem Bau einer Batteriefabrik in Ha Tinh in Vietnam auf einem acht Hektar großen Grundstück für Phase 1 mit einer Kapazität von 5 Gigawattstunden (GWh) pro Jahr begonnen“, teilte Vinfast mit. „Es wird erwartet, dass die Anlage ab Ende 2022 vollständig installiert ist und mit voller Kapazität läuft.“

Autor: hw

Quellen: Vinfast, VTV News, Oiger-Archiv