Vietnam und Deutschland wollen Wirtschaftskooperation ausbauen

Vietnam und Deutschland wollen Wirtschaftskooperation ausbauen

Januar 13, 2021 Aus Von Heiko
 Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier bei der Auftaktsitzung des Gemeinsamen Wirtschaftsausschusses zwischen Deutschland und Vietnam. Foto: Andreas Mertens für das BMWi

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier bei der Auftaktsitzung des Gemeinsamen Wirtschaftsausschusses zwischen Deutschland und Vietnam. Foto: Andreas Mertens für das BMWi

Erste Sitzung des „Gemeinsamen Wirtschaftsausschusses“ war virtuell

Berlin/Hanoi, 13. Januar 2021. Deutschland und Vietnam wollen ihre Handelsbeziehungen ausbauen und enger in der Industrie, im Energiesektor, in der Berufsausbildung und in der Fachkräftegewinnung kooperieren. Das ist das erklärte Ziel eines „Gemeinsamen Wirtschaftsausschusses zwischen Deutschland und Vietnam“. Der hat nun erstmals getagt, geleitet als virtuelles Treffen vom deutschen Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und dem vietnamesischen Handelsminister Tran Tuan Anh (KP).

Altmaier: Uns verbindet lange und enge Partnerschaft

„Vietnam und Deutschland verbindet seit langem eine enge und starke Partnerschaft, die wir weiter voranbringen wollen“, betonte Altmaier. „Das im August 2020 in Kraft getretene Freihandelsabkommen hat bereits wichtig Impulse für eine Intensivierung unserer Handelsbeziehungen gesetzt. Der Austausch zwischen unseren Ländern und unserer Wirtschaft ist in der aktuellen Corona-Krise wichtiger denn je. Denn nur mit offenen Märkten und freien Handel wird es gelingen, diese Krise zu überwinden und unsere Wirtschaft schneller wieder in Gang zu bringen.“

Meeresfrüchte gehören für Vietnam zu den Hauptexportgütern. Foto: Heiko Weckbrodt

Meeresfrüchte gehören für Vietnam zu den Hauptexportgütern. Foto: Heiko Weckbrodt

Handel zwischen D und VN vervierfach

Laut Bundeswirtschaftsministerium hat sich der Handel zwischen Vietnam und Deutschland in der vergangenen Dekade vervierfacht. 2019 exportierte Vietnam Waren und Dienstleistungen für 9,74 Milliarden Euro in die Bundesrepublik, in die andere Richtung betrug das Handelsvolumen 4,29 Milliarden Euro. Vietnam führt vor allem Schuhe, Textilien, Kaffee, Pfeffer, Meeresfrüchte und Möbel nach Deutschland aus, aber auch Smartphones und andere Elektronikartikel, da Samsung und andere Elektronikkonzerne in dem kommunistischen Land mehrere Fabriken betreiben. Deutschland wiederum exportiert vor allem Maschinen, Fahrzeuge, Ausrüstungen und Chemieprodukte nach Vietnam. Deutschland ist der größte EU-Handelspartner für das südostasiatische Land.

Handelwachstum durch Freihandelsabkommen erwartet

Laut dem deutschen Bundeswirtschaftsministerium sind derzeit mehr als 350 deutsche Unternehmen auf dem vietnamesischen Markt präsent. „Durch das im August 2020 in Kraft getretene Freihandelsabkommen zwischen der EU und Vietnam wird ein weiterer Anstieg des bilateralen Handelsvolumens sowie eine Zunahme der deutschen Unternehmen in Vietnam erwartet“, schätze das Altmaier-Ministerium ein.

Deutsche Berufsausbildung könnte Vietnam voranbringen

Jenseits des Güterhandels haben beide Staaten auch ergänzende Interessen aneinander. Für Vietnam sind deutsche Technologien interessant, aber auch das deutsche Berufsausbildungssystem. Denn die eigene wirtschaftliche Entwicklung wie auch die Investitionen ausländischer Unternehmen werden in Vietnam immer noch durch mehrere Faktoren ausgebremst. Dazu gehören Infrastrukturprobleme, rechtliche Hindernisse, Korruption und ein Mangel an qualifizierten Fachkräften, die länger als bis zum nächsten Tet-Fest im Unternehmen bleiben.

Deutschland an vietnamesischen Pflegern interessiert

Umgekehrt gibt es ein starkes deutsches Interesse an vietnamesischen Fachkräften für den Pflegesektor und das Hotel- und Gaststättengewerbe. Auch für viele junge Vietnamesen ist der Gang nach Deutschland eine attraktive Option, um die Familien daheim zu ernähren und die eigene Karriere durch Auslandsreferenzen voranzubringen. Hinderungsgründe sind aber die hohe Sprachbarriere und die zähe Visa-Vergabe durch deutsche Auslandsvertretungen. Zumindest letzteres Problem sollte das neue deutsche Fachkräftegesetz ausräumen, dass allerdings durch Corona-Effekte bisher kaum praktische Auswirkungen hatte.

Zudem hatte das Verschwinden eines prominenten vietnamesischen Migranten in Berlin zuletzt zu einer Eiszeit in den zunächst guten deutsch-vietnamesischen Beziehungen geführt. Die deutsche Regierung machte den vietnamesischen Geheimdienst für die Entführung des Mannes verantwortlich, der wenig später in Vietnam zu einer hohen Haftstrafe wegen Korruptionsvorwürfen verurteilt wurde.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: BMWi, Deutsche Vertretungen in Vietnam, eigene Recherchen

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