Vietnam setzt auf englischen Corona-Impfstoff
Anders als die Präparate von Biontech, Pfizer und Moderna braucht „Astrazeneca“-Vakzin keine Tiefkühlkette – die in Vietnam schwer zu sichern wäre.
Hanoi, 5. Januar 2020. Vietnam wird sich vermutlich bald mit dem englischen Anti-Corona-Impfstoff von „Astrazeneca“ eindecken, um rasch mit der Immunisierung seiner fast 100 Millionen Einwohner beginnen zu können. Das geht aus einem Bericht des Staatsfernsehsender VTV4 hervor, der sich dabei auf Regierungsangaben stützt. Laut dem Gesundheitsministerium in Hanoi verlaufen demnach die Verhandlungen über den Ankauf eines Covid-19-Impfstoffs aus Großbritannien erfolgreich. Aktualisierung (5.1.21): Inzwischen hat das Ministerium bestätigt, dass Astrazeneca 30 Millionen Impfstoff-Dosen bis Ende 2021 nach Vietnam liefern wird. Außerdem hat das Ministerium um eine Lizenzproduktion des russisischen Sputnik-Impfstoffes in Vietnam gebeten.
Britischer Vektor-Impfstoff als Übergangslösung
Das Vakzin des schwedisch-britische Pharmakonzerns „Astrazeneca“ und der Uni Oxford hat im Vereinigten Königreich bereits eine Notzulassung bekommen, die Impfungen haben dort bereits begonnen. Mit einer EU-Zulassung ist im Februar zu rechnen. Astrazeneca setzt bei seinem Präparat auf andere Technologien als Biontech-Pfizer und Moderna. Daher muss dieser Vektor-Impfstoff auch nicht wie die beiden Konkurrenz-Produkte tiefgekühlt werden. Dies dürfte auch ein wichtiger Grund für Hanoi sein, sich für dieses Vakzin zu entscheiden, da in Vietnam die Kühlketten noch schwerer zu sichern sind als in Europa.
Vietnam forscht auch an eigenen Corona-Impfstoffen
Optionen für Vietnam wären auch die russischen und chinesischen Corona-Impfstoffe. Allerdings misstrauen viele Vietnamesen chinesischen Produkten zutiefst. Auch in Vietnam entwickeln vier verschiedene Institute und Unternehmen eigene Corona-Vakzine. Aber erst zwei davon sind im Menschen-Teststadium angelangt und werden gerade an ersten Freiwilligen erprobt – bis zum Abschluss der klinischen Phase 3 und bis zur Zulassung wird es womöglich noch bis Ende 2021 dauern.
Englische Mutation hat HCMC erreicht
Da inzwischen auch die besonders schnell ansteckende englische Mutation des Corona-Virus in Ho-Chi-Minh-Stadt (HCMC) angelangt ist, ist mit einer Wiederöffnung des Landes für den internationalen Reiseverkehr derzeit weniger denn je zu rechnen: Im Frühjahr hatte die Regierung in Hanoi so gut wie alle Visa aus Europa und Nordamerika für ungültig erklärt, keine neuen mehr ausgegeben, die Grenzen weitgehend dicht gemacht und den internationalen Flugverkehr von und nach Vietnam bis auf wenige Sonderflüge eingestellt. Nachdem Vietnam zunächst vorsichtig eine Wiederaufnahme des internationalen Flugverkehrs erprobt hatte, forderte Minister Mai Tien Dung (KP) nun angesichst der aktuellen Entwicklungen, „internationale Flüge auf absolut notwendige Fälle“ zu beschränken.
Militär installiert Kameras, um illegale Grenzgänger abzufangen
Mittlerweile sichert das Militär sogar die früher eher durchlässigen Grenzen zu den Nachbarstaaten mit Kameratechnik ab. Denn die Angst ist groß, dass Auslandsvietnamen, die die Pflichtquarantäne umgehen wollen, als illegale Grenzgänger Corona wieder ins Land einschleppen. Bisher hat Vietnam auch durch schnelle und restriktive Gegenmaßnahmen die Seuche noch ziemlich im Griff gehabt. Seit Pandemie registrierte das Land – zumindest offiziell – nur knapp 1500 Corona-Infizierte und lediglich 35 Menschen, die mit oder an Corona gestorben sind.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: VTV4-News, Oiger-Archiv, Johns-Hopkins-Universität
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