2. Corona-Welle: Vietnam baut Sportkomplex in Danang zu Feldhospital um
Infizierten-Zahlen steigen, inzwischen auch erste Tote
Danang, 4. August 2020. Die zweite Corona-Welle in Vietnam wächst, auch wenn die Fallzahlen immer noch deutlich unter den Werten in anderen Ländern liegen. Im neuen Epizentrum in Danang lässt die Regierung nun einen Sportkomplex in ein Not-Krankenhaus umbauen. Zudem verhängen immer mehr Provinzen Ausgangssperren und schließen die Geschäfte. Die Situation verschärft sich anscheinend rapide. Das geht aus Meldungen des Staatsfernsehens VTV wie auch in Internetforen und aus anderen Quellen hervor.
Pandemie schien schon fast ausgestanden
Nachdem das 100-Millionen-Einwohner-Land über Monate hinweg – zumindest offiziell – keinerlei Corona-Tote verzeichnete, sind inzwischen acht Covid19-kranke Menschen gestorben. Und seit dem ersten Ausbruch Ende Januar 2020 haben sich insgesamt 652 Menschen mit dem Corona-Virus infiziert. Das sind nun doppelt soviel wie noch vor einem Monat, als die kommunistische Führung in der Hauptstadt Hanoi die Pandemie schon fast ausgestanden wähnte.
Regierung hatte ab dem Tet-Fest rasch und hart durchgegriffen
Monatelang galt der Umgang Vietnams mit dem Virus aus China als sehr erfolgreich: Die Regierung reagierte rasch, kappte bereits Ende Januar herum viele In- und Auslandsverbindungen und öffnete Unis, Schulen und viele Betriebe nach den Tetfest-Ferien gar nicht erst wieder. Auch riegelte sie ganze Dörfer und Stadtbezirke wochenlang ab. Mitte März setzte sie dann auch den ganzen Verkehr von und nach Europa aus, verhängte strenge Quarantäne-Vorschriften, besprühte viele Straßenzüge mit Desinfektionsmitteln, publizierte Corona-Hygiene-Lieder. Zudem sind viele Vietnamesen ohnehin gewohnt, Masken zu tragen.
Vietnamesen verdächtigen illegal eingereiste Chinesen
Im Inland stagnierten seitdem über Monate hinweg die Infiziertenzahlen, die nur noch durch einreisende Auslandsvietnamesen leicht erhöht wurden. Auch wirtschaftlich steckte das Land die Seuche viel besser weg als fast alle anderen betroffenen Länder. Und mit die Inkrafttreten des Freihandelsabkommens mit der EU zum 1. August 2020 sollte eigentlich gerade eine neue Etappe des ökonomischen Aufschwungs beginnen. Doch dann brach um den 20. Juli herum plötzlich mitten in Vietnam, in der Küstenstadt Danang, die Pandemie wieder aus. Regierung und Bevölkerung vermuten illegal eingereiste Chinesen hinter dem Neuausbruch. Angesichts der vielerorts anti-chinesischen Grundstimmung in Vietnam sind solche Behauptungen aber mit Vorsicht zu genießen.
Land kehrt in Krisenmodus zurück
Hanoi versetzte daraufhin jedenfalls Teile des Landes wieder in den Krisenmodus. Premier Nguyen Xuan Phuc und die Provinzverwaltungen ordneten vor allem in Mittelvietnam vielerorts wieder soziale Distanzierung und Geschäftsschließungen an. Parallel dazu versucht die Küstenwache, Infizierte abzufangen, die angeblich illegal auf Fischerbooten aus Danang zu fliehen versuchen, um der Quarantäne zu entgehen. Und in der Küstenstadt selbst zieht die Armee mobile Corona-Test-Kapazitäten zusammen, während Arbeiter gerade im Eiltempo ein großes Sport-Center zu einem Feldhospital für bis zu 2000 Kranke umbauen.
Vietnam fürchtet Überlastung durch 2. Welle
Angesichts der immer noch niedrigen Fallzahlen mag dieses rasche Vorgehen Außenstehenden womöglich aktionistisch erscheinen. Im Land geht aber die Angst vor Zuständen um, wie sie in Corona-Hochzeiten in Norditalien, New York, Spanien oder England herrschen – mit dem Unterschied, dass in Vietnam nur wenige Großstädte wie Hanoi und Saigon wirkliche Top-Krankenhäuser haben, das Gesundheitssystem in vielen Provinzen hingegen nur wenig leistungsfähig ist.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: VTV News, eigene Recherchen
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