Vertragsarbeiter aus Vietnam

Vertragsarbeiter aus Vietnam

Januar 23, 2020 Aus Von Heiko
Mehrere Regierungsabkommen regelten die Tätigkeit und das Leben von Vertragsarbeitern aus Vietnam in der DDR. Hier ein Auszug aus der Webdoku Sorge87.de dazu.  Repro: Heiko Weckbrodt

Mehrere Regierungsabkommen regelten die Tätigkeit und das Leben von Vertragsarbeitern aus Vietnam in der DDR. Hier ein Auszug aus der Webdoku Sorge87.de dazu. Repro: Heiko Weckbrodt

Dresden/Berlin/Hanoi, 23. Januar 2020. Ab dem 1970er Jahren schloss die DDR-Regierung mehrere Vertragsarbeiter-Abkommen mit „sozialistischen Bruderländern wie Vietnam, Polen und Mosambique, um ihren wachsenden Arbeitskräfte-Bedarf besser decken zu können. Hier ein paar Infos zu den zwei Vertragsarbeiter-Abkommen mit Vietnam.

  • Grundlage waren Regierungsabkommen über die Ausbildung und die Arbeit von Vietnamesen in der DDR.
  • Beide Seiten hatten ein starkes Interesse an den Abkommen: Die DDR brauchte Arbeitskräfte, während Vietnam durch die Kriege mit den USA, Kambodscha und China sowie das Handelsembargo wirtschaftlich am Boden lag. Die Regierung in Hanoi benötigte für den Wiederaufbau Know-how, qualifizierte Fachleute und andere „Bruderhilfe“ anderer sozialistischer Länder.
  • Die Richtlinie zum 2. Abkommen von 1980 regelte den Einsatz recht detailliert. Dazu gehörten beispielsweise die Befristung der Arbeitsverträge auf fünf Jahre, die Sprach- und Berufsqualifizierung, Kindergeld, Urlaubsansprüche, Reisekostenbeihilfen, zollfreie Pakete, die Freistellung zum Testfest und andere Bestimmungen für die Vertragsarbeiter.
  • Konkret in der Textilindustrie in Werdau bekamen vietnamesische Vertragsarbeiter laut Zeitzeugen rund 1400 bis 1500 Ost-Mark pro Monat, was für DDR-Verhältnisse ein guter Verdienst war.
  • Davon mussten die Vertragsarbeiter einen sogenannten „Lohntransfer“ an die Heimatregierung abführen. Diese Abgabequote betrug bei Vietnamesen zwölf Prozent.
  • Vertragsarbeiter mussten in Wohnheimen leben. Kontakte zwischen Vertragsarbeitern und Einheimischen waren zwar nicht verboten, wurden von Partei und Staat aber auch nicht gefördert.
  • Viele vietnamesische Vertragsarbeiter investierten ihren Lohn in Mopeds, mechanische Nähmaschinen, Fahrräder, aber auch Seife und Zucker, die sie nach Hause sandten – als Unterstützung für die Familie daheim und als Grundstock für einen späteren Neuanfang in Vietnam.
  • Vertragsarbeiterinnen, die schwanger wurden, schob die DDR erbarmungslos ab.
  • Viele vietnamesische Textilarbeiterinnen verdienten sich ein Zubrot, indem sie modische Hosen für DDR-Jugendliche nähten.
  • Zeitweise lebten laut unterschiedlichen Angaben bis zu 60.000 oder 70.000 vietnamesische Vertragsarbeiter in der DDR, darunter etwa 11.000 im Raum Dresden