Feueropfer für die Ahnen lösen Waldbrände aus

Feueropfer für die Ahnen lösen Waldbrände aus

August 17, 2019 Aus Von Heiko
Anders als in Europa (hier ein Archivfoto von einem Hexenfeuer in Deutschland) stehen in den abgelegenen Wäldern Vietnams kaum Löschflugzeuge und andere Technik zur Verfügung, um Waldbrände rasch in den Griff zu bekommen. Foto: Heiko Weckbrodt

Anders als in Europa (hier ein Archivfoto von einem Hexenfeuer in Deutschland) stehen in den abgelegenen Wäldern Vietnams kaum Löschflugzeuge und andere Technik zur Verfügung, um Waldbrände rasch in den Griff zu bekommen. Statt dessen bekämpfen oft Hunderte Helfer händisch die Feuer. Foto: Heiko Weckbrodt

Hanoi, 17. August 2019. Eine alte Ahnentradition verschärft die Hitzeprobleme in Vietnam: Viele Familien verbrennen nämlich symbolisch Spielgeld, Hausmodelle und andere Opfergaben, um die ehrwürdigen Vorfahren zu ehren. Dies wird zum Problem, wenn sie das in völlig ausgetrockneten Wäldern tun: Laut Berichten des staatlichen Fernsehsenders VTV ist es dadurch in den vergangenen Tagen erneut zu Waldbränden gekommen. Über 500 Helfer und Fahrzeuge mussten demnach anrücken, um allein diese Feuerherde zu bekämpfen.

Nachricht bei
VTV News (Englisch):

Vietnam derzeit besonders von Dürren gebeutelt

Die Vietnamesen kennen seit jeher Wetterextreme. Aber in jüngster Zeit haben in besonders kurzer Folge Stürme, Starkregen und dann wieder extreme Dürren das Land heimgesucht. Insbesondere die hohen Temperaturen jenseits der 40 Grad haben vielerorts nicht nur Reisfelder ausgetrocknet, sondern auch die wilde Vegetation und eben die Wälder. Die kommunistische Regierung geht davon aus, dass dies auch auf den Klimawandel zurückzuführen sei.

Kampagnen auch in den Städten gegen Brandopfer

Immer wieder kommt es daher in Vietnam während der Sommerzeit zu heftigen Waldbränden, die meist händisch gelöscht werden müssen. Dazu tragen neben der Hitze wohl eben wohl auch die unbedachten Feueropfer traditionsbewusster Vietnamesen bei. Die Geldverbrennungen haben auch schon in den dicht besiedelten Städten für Probleme gesorgt. Die Kommunisten hatten daher in der Vergangenheit mehrfach Kampagnen gestartet, um den Vietnamesen diese Traditionen auszureden.

Ahnenverehrung und Buddhismus koexistieren in Vietnam

Aber auch die sonst recht einflussreichen buddhistischen Mönche sind nicht begeistert von dieser Form der Ahnenverehrung, die in Vietnam parallel zum Buddhismus koexistiert. Denn der erste Buddha lehrte ein eher bescheidenes Leben und ging zudem von einem Kreislauf der Wiedergeburten aus. Mit beiden Überzeugungen verträgt sich die Idee nur schwer, für die Verstorbenen – und sei es auch nur symbolisch aus Papier – Geld, Autos, Häuser und Uhren für das Leben im Jenseits bereitzustellen und das alles zudem zu verbrennnen, also zu zerstören.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: VTV News, Eigenrecherchen