Die „Linh Thuu“-Pagode: Ein Stück Vietnam in Berlin-Spandau
Inmitten von Gewerbegebieten und Müllverbrennungsanlagen haben die Exilvietnamesen ein buddhistisches Refugium geschaffen
Berlin. Weitab von Brandenburger Tor, Museumsinsel und Siegessäule findet der neugierige Tourist tief im Westen eine faszinierende asiatische Sehenswürdigkeit: Vor allem durch Exilvietnamesen finanziert, ist in Berlin-Spandau eine der größten buddhistischen Pagoden Deutschlands gewachsen. Umgeben ist der „Linh Thuu“-Tempel zwar von schnöden Plattenbauten, Müllverbrennungsanlage und Gewerbeparks. Wer sich davon aber nicht abschrecken lässt, findet einen Rückzugspunkt der Spiritualität und Meditation einer Gemeinschaft buddhistischer Nonnen, die zu Füßen eines riesigen Buddhas singen und einen sehr beschaulichen Garten inmitten der vermüllten Straßen ringsum geschaffen haben.
Video: Buddhistische Nonnen ehren in der Pagode Spandau den Buddha:
Goldener Buddha in einer großen Gebetshalle
Drinnen erwartet den Besucher eine üppig dekorierte Gebetshalle. In der Mitte: ein riesiger goldfarbener Buddha mit dem Swastika-Symbol auf der Brust. Auch ein aufmerksamer Blick an die Wände der Vorräume löhnt sich: Dort sieht man Fotos verstorbener Ahnen, kleinerer Statuen – und lange Listen mit Spendern, die die Pagode überhaupt erst möglich gemacht haben. Einige haben ein, zwei Euro gespendet, andere gleich 10.000 oder 20.000 Euro. Dem Vernehmen nach waren das vor allem Südvietnamesen, die sich während des Kalten Krieges im Westteil der Stadt angesiedelt hatten. Aus deren Sicht sind die Nordvietnamesen, die im Ostteil Berlin wohnen, mehr oder wenige alles Kommunisten. Ihre eigene innere Mauer haben viele Vietnamesen aus der Heimat ins kühle und einst geteilte Deutschland mitgebracht.
Tipp: Schuhe ausziehen und eine Kleinigkeit spenden
Wer die Pagode besucht, wird indes vor allem eines spüren: Hier wird viel Wert auf Harmonie gelegt. Ein paar Nonnen und Mitarbeiter sprechen auch etwas Deutsch, aber wer Vietnamesisch beherrscht, ist klar im Vorteil. Wer noch nie in einer Pagode war, sollte ein paar Verhaltensregeln beachten: Abgesehen vom generellen Rat, sich immer respektvoll zu verhalten, ist es wichtig, unten im Foyer die Schuhe auszuziehen. Angucken kann man sich die Pagode kostenlos. Aber auch der Unterhalt und die Versorgung von Nonnen und Schutzbefohlenen kosten Geld. Daher sind kleine Geldspenden, die der Besucher möglich dezent übergeben oder in die Spendenboxen einwerfen sollte, gern gesehen. Es ist kein Problem, mit kleinen Kindern hineinzugehen – manchmal bekommen die Kinder sogar kleine Geschenke von den Nonnen.
Geöffnet ist die „Chùa Linh Thứu“ in der Regel ab Vormittag bis gegen 19 Uhr.
Wie komme ich zur Pagode „Linh Thứu“?
Zu erreichen ist die Pagode einerseits mit dem Auto, aber auch mit öffentlichen Verkehrsmittel: Aus dem Stadtzentrum beispielsweise fährt man mit der U2 bis Ruhleben und von dort aus mit dem Bus M45 bis zur Heidereuterstraße – danach sind es nur ein paar Schritte zu Fuß. Andere Variante: mit der S-Bahn S3 oder S9 bis Stresow, von dort sind es dann noch etwa zehn Minuten zu Fuß bis zur Pagode. Der Hintereingang ist an der Heidereuterstraße 30, der Vordereingang an der Pichelswerder Straße. Bevorzugen würde ich die U-Bahn: Die S-Bahnen in Berlin sind inzwischen sehr unzuverlässig geworden, häufig sind Hauptlinien gestört und dann muss man im Zickzack fahren.
Autor: Heiko Weckbrodt