Infineon-Chips sollen Vinfast-Elektroautos beim Marktdurchbruch helfen
Deutsche und Vietnamesen richten Autoelektronik-Zentrum in Hanoi ein
München/Haiphong/Hanoi, 13. Oktober 2022. Infineon und Vinfast wollen bei der Elektronik-Entwicklung für neue Elektroautos aus Vietnam zusammenarbeiten. Der deutsche Halbleiterhersteller aus München und der vietnamesische Autobauer aus Haiphong richten dafür ein gemeinsames Anwendungskompetenzzentrum für Elektromobilität in Hanoi ein. Das erste größere Projekt im neuen „VinFast–Infineon Competence Center“ (VICC) soll die Entwicklung eines neuen elektrischen Antriebsstrangs für die Vinfast-Stromer sein. Das hat Infineon heute mitgeteilt.
Vietnamesische Autobauer wollen mehr Tempo
„Mit fortschrittlichen Produkten und Lösungen von Infineon wollen wir unsere Produktionseffizienz steigern und unsere Geschäftsziele schneller erreichen“, umreißt Vinfast-Vorstandsvorsitzende Le Thi Thu Thuy aus ihrer Perspektive die Ziele für die Kooperation mit den deutschen Mikroelektronikern. „Elektromobilität wächst rasant“, ergänzte Peter Schäfer, der bei Infineon für die Vermarktung von Automobilchips zuständig ist. „Infineon will diese Entwicklung vorantreiben, mit umsetzungsstarken und entschlossenen Partnern wie VinFast. Wir werden sie auf ihrem Weg der Elektrifizierung begleiten und die Weiterentwicklung ihrer Elektro-Plattform-Designs unterstützen.“
Vietnam stellt erst seit kurzem eigene Autos her
Vinfast ist eine noch junge Tochter des vietnamesischen Mischkonzerns Vingroup. Mit deutsch-italienischer Hilfe hat das Unternehmen ab 2017 binnen kürzester Zeit eine große Automobilfabrik im nordvietnamesischen Haiphong eingerichtet und rasch auch eine Modellpalette aus Verbrennern und Stromern entwickelt. Vor allem mit ihren Elektro-Stadtgeländewagen hoffen die Vinfast-Manager, bald auch in den USA und Europa Fuß zu fassen.
Neuer asiatischer Tiger mit 7 % Wachstum im Krisenjahr 2022
Der rasche Aufbau einer eigenen Autoindustrie gilt für das aufstrebende Vietnam als eines der besonders wichtigen Vorzeigeprojekte. Vielen gilt das schnell wachsende Land bereits als neuer asiatischer Tigerstaat. Während Europa und womöglich große Teile der Weltwirtschaft gerade in eine Rezension hineinschlittern, rechnen internationale Analysten für Vietnam mit einem Wirtschaftswachstum um die sieben Prozent in diesem Jahr. Das liegt teilweise auch daran, dass sich viele westliche Unternehmen seit Donald Trumps Wirtschaftskriegen und der Corona-Krise nach alternativen Lieferquellen zu China umsehen – und oft dabei auf Vietnam stoßen.
Infineon wiederum hat in den vergangenen Jahren seine Positionen als Mikroelektronik-Lieferant für die Automobilindustrie in Europa und weltweit systematisch ausgebaut. Besonders seitdem viele Autobauer auf batterielelektrische Fahrzeuge setzen, sind sowohl die klassischen Leistungs-Halbleiter wie auch die neuen Siliziumkarbid-Bauelemente des deutschen Konzerns gefragt. Infineon stellt Schaltkreise, Wechselrichter, Spannungswandler und andere Autoelektronik unter anderem in Villach und Dresden her.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: Infineon, VTV-News, Oiger-Archiv