Sachsen und Vietnam wollen enger zusammenarbeiten

Sachsen und Vietnam wollen enger zusammenarbeiten

August 12, 2022 Aus Von Heiko
Der vietnamesische Botschafter Vu Quang Minh (Mitte) beim Besuch in Dresden, umgeben von Ministerpräsident Michael Kretschmer (rechts) und Staatssekretär Thomas Kralinski (links). Foto: Sächsische Staatskanzlei

Der vietnamesische Botschafter Vu Quang Minh (Mitte) beim Besuch in Dresden, umgeben von Ministerpräsident Michael Kretschmer (rechts) und Staatssekretär Thomas Kralinski (links). Foto: Sächsische Staatskanzlei

Botschafter und Ministerpräsident sehen Kooperationspotenzial in Wasserstoff- und Energietechnik sowie Bildung

Dresden/Hanoi, 12. August 2022. Sachsen und Vietnam wollen künftig in den Energie- und Wasserstofftechnologien, im Bildungssektor und bei der Fachkräfte-Gewinnung enger zusammenarbeiten. Das hat der vietnamesische Botschafter Vu Quang Minh (KP Vietnam) bei einem Besuch in der Staatskanzlei in Dresden mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) vereinbart.

Wirtschafts-Staatssekretär sieht  hohen Stellenwert

Sowohl für den Freistaat als auch für Vietnam haben nach Einschätzung der Sachsen der Aufbau einer umweltfreundlichen Wasserstoffwirtschaft und einer modernen Energiegewinnung „einen großen Stellenwert“, hieß es aus der Staatskanzlei. Wirtschafts-Staatssekretär Thomas Kralinski betonte das hohe Kooperationspotenzial in diesen Bereichen.

Sachsen schmiedet eigene H2-Kette, Vietnam fährt Ökoenergie-Sektor hoch

Hintergrund: Die Landesregierung möchte im Freistaat eine komplette Wertschöpfungskette der Wasserstoffwirtschaft etablieren: von der ökologischen Energieproduktion durch Solar- und Windkraftparks über die automatisierte Produktion und den Betrieb eigener Großelektrolyseure sowie den Transport des Wasserstoffs sowie dessen Einsatz als Energiespitzenpuffer, also für die Rückverstromung, für den Antrieb von Zügen, Autos und Lastern wie auch für die Chemie, Stahlindustrie und andere Wirtschaftszweige. Vietnam wiederum forciert seit geraumer Zeit die Installation von Wind- und Solarparks und dürfte perspektivisch auch Interesse an Wasserstoff-Anlagentechnik Made in Saxony haben.

Vietnamesische Fachkräfte für Sachsens Wirtschaft – und duale Berufsausbildung für Vietnam

Nicht zuletzt gilt das südostasiatische Land mit seinen fast 100 Millionen Menschen als Wachstumsmarkt und befindet sich auf dem Sprung vom Entwicklungs- zum Schwellenland. Viele junge Vietnamesen sind vergleichsweise solide schulisch ausgebildet, finden aber oft keine einträgliche Arbeit. Von daher rührt auch das gegenseitige Interesse im Bildungssektor: Sachsen hat großen Bedarf an Fachkräften. Und die können seit Inkrafttreten des neuen Bundes-Fachkräftegesetzes – zumindest theoretisch – auch viel leichter als früher zur Arbeitssuche nach Deutschland kommen. Andererseits erreicht die berufliche und sprachliche Ausbildung in Vietnam in vielen Sektoren noch nicht internationale Standards. Daher sieht die kommunistische Regierung in Hanoi – auch aus alter Verbundenheit aus DDR-Zeiten heraus – auch Bedarf, von Deutschland und speziell von Sachsen zu lernen.

Leipzig bildet 49 Berufsschullehrer aus Vietnam aus

Staatssekretär Kralinski verwies in diesem Zusammenhang auf „ein erfolgreiches Ausbildungsprojekt zwischen der Handwerkskammer zu Leipzig und dem vietnamesischen Arbeitsministerium, bei dem es sich um Weiterbildung vietnamesischer Berufslehrer handelt“, berichtete die Staatskanzlei. „Im Rahmen des Projekts ,Modernisierung der vietnamesischen Berufsausbildung’ sollen sie zertifizierte Qualifikationen erwerben, um das duale Berufsausbildungssystem in Vietnam umzusetzen.“ Die ersten 49 Berufsschullehrer aus Vietnam habe das Bildungs- und Technologiezentrum der Handwerkskammer zu Leipzig in der Fachtheorie sowie in der Berufspädagogik und praktischen Lehrgängen bereits geschult. „Die Ausbildereignungsprüfung schlossen alle erfolgreich ab.“ Ab Oktober 2022 sollen die weitergebildeten Berufsschullehrer in Vietnam Tischler, Metallbauer, Feinwerkmechaniker und Werkzeugmacher in 45 Berufsschulzentren nach deutschen Standards ausbilden.

Große Vietnam-Gemeinde in Leipzig

Viele dieser sächsisch-vietnamesischen Bildungsprojekte konzentrieren sich in Leipzig, wo besonders viele Auslands-Vietnamesen leben. „Dort wohnen zirka 3500 Personen mit vietnamesischen Wurzeln“, hieß es von der Landesregierung. Sachsen, Bayern und Berlin gehören zu den deutschen Bundesländern mit den meisten vietnamesisch-stämmigen Einwohnern. Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) leben in Deutschland rund 200.000 Menschen mit vietnamesischen Wurzeln.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: SSK, Oiger-Archiv, Destatis, Bundeszentrale für politische Bildung